Die Urwunde

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Die Urwunde

über die Urwunde unserer Gesellschaft

„Die Widerstände gegen den Frieden liegen nicht in der Materie, in der unbelebten Natur, in den Bergen, die wir durchdringen, in den Meeren, die wir überfliegen. Die Wiederstände gegen den Frieden liegen in den Gedanken und Herzen der Menschen“ – Norman Angell (Friedensnobelpreisträger, 1933)

Gestern habe ich eine sehr interessante Dokumentation geschaut, die hieß „Beyond men and masculinity“ auf Netflix. Ich will ehrlich zu euch sein, kurz hat mein Ego mit mir gerungen, ob ich mir das anschaue. Heute weiß ich auch warum. Es ist so einfach die Schuld für alles immer den Männern in die Schuhe zu schieben. Was passiert denn, wenn ich auf einmal anfange richtige Hingabe zu empfinden und manche Männer nicht mehr nur als hoffnungslose Fälle abstemple? Was passiert, wenn ich das sehe, was wirklich hinter der Fassade steckt, nicht mehr nur die Maske, die er trägt.

Ich habe mich schon länger mit dem Thema „Heilung der maskulinen Energie“ in dieser Gesellschaft beschäftigt und auch bereits einige Gedanken dazu gesammelt. In dieser Dokumentation ging es um die Urwunde von Männern in unserer Gesellschaft. Das haben sie erstmal eingeleitet indem sie von der Urwunde der Frauen gesprochen haben, die dem Thema „empowerment“ und „disempowerment“ zu tun hat. Die Wunde ist disempowerment, das Gefühl von Abhängig und Hilflosigkeit, oder Unterdrückung und die Heilung kommt durch das Empowerment, durch das sich selbst „empowern“ und Verantwortung für sich sein eigenes Leben übernehmen.

Die Urwunde von Männer in unserer Gesellschaft scheint das Gefühl der Einsamkeit oder besser ausgedrückt, die des nicht verbunden Fühlens zu sein, nicht verbunden zu sein mit der Welt, den Menschen und somit den eigenen Gefühlen. Wenn ein Mann also nicht mit sich selbst verbunden ist, dann hat er auch keine gesunde Beziehung zu sich und seinem Innenleben. Hinzukommt, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das Gefühl von Verbundenheit oder auch die „Tribedynamik“ gehört zu unserem Urwesen. Denn schon in der Steinzeit haben nur die Überlebt, die ein Teil der Gruppe, oder des Stammes waren, ausgestoßene hatten keine Chance alleine zu überleben.

Ich erinnere mich da eine Situation mit meinen damaligen zwei besten Kumpels. Es gab einen Punkt, wo die beiden eine Art Auseinandersetzung hatten und nicht mehr geredet haben. Was ich natürlich schade fand, weil sie davor jeden Tag miteinander verbracht hatten. Ich habe mich erstmal rausgehalten habe nur zu dem einen Kumpel gegenüber geäußert, was ich glaube woran es bei dem anderen liegen könnte. Der hat ihn dann darauf angesprochen und es kam zu einer Situation im Wohnzimmer, wo wir alle beisammensaßen und ich mich natürlich wie ein Kind gefreut habe, dass meine besten Kumpel sich endlich aussprechen. Doch dann wurde der eine Kumpel so böse, dass es zu mir sagte „Wir sind keine Frauen, Janine“, woraufhin ich ziemlich schockiert und ganz ehrlich auch verletzt war.

Bis heute konnte ich diese Reaktion nicht nachvollziehen. Vielleicht wollte er einfach Abstand von uns und seinem Kumpel. Aber was das alles mit „Frau und Mann“ sein zu tun hat, das war für mich ein riesengroßes Rätsel.

Was hat eine offene Aussprache damit zu tun „wie eine Frau zu sein“?

Haben wir den Männern , oder sie sich selbst einen Teil ihres Mensch seins abgesprochen?

Wieso ordnen wir manche Verhaltensweisen dem männlichen und manch andere Verhaltensweisen dem weiblichen Geschlecht zu?

Wieso definieren wir uns so sehr über unser Geschlecht?

Haben wir bewusst eine Seite gewählt? Wurden wir gezwungen eine Seite zu wählen und haben somit die Gesellschaftlichen Verhaltensprogramme der jeweiligen Polarisierung angenommen, ohne es vielleicht bewusst zu wollen?

Unendlich viele Fragen… Fragen die sich viele Menschen schon gestellt haben.

Vor ein paar Monaten habe ich mir den Film Barbie angesehen und ich weiß noch genau, dass ich mit dem besten Gefühl und positiv überrascht aus dem Film herauskam. Ich habe echt nicht viel erwartet, weil ich um ehrlich zu sein kein Barbie Fan war, auch wenn ich Barbies zu Hause hatte und auch als Kind mit ihnen gespielt habe. Als Feministin ist es ziemlich eindeutig, dass das was Barbie bisher in unserer Gesellschaft repräsentiert hat nicht unbedingt für die Emanzipation der Frau steht.

Doch der Film hat den Spieß umgedreht. Ich fand es war fast so als hätten sie die Geschichte umgeschrieben, die Geschichte von Barbie und somit die Geschichte von unendlich vielen Mädchen, die sich noch mit dieser Puppe oder diesem Thema beschäftigen werden.

Ein Slogan aus dem Film den, wir auf vielen T-Shirts und Tassen ausgedruckt finden ist „I’m Kenough‘ zu deutsch „Ich bin Kenug“. Viele tragen heute T-Shirts und kaufen diese Tassen, aber sind wir uns wirklich darüber im Klaren, was für geballte harte Wahrheiten hinter diesem Statement stecken?

„The fragile man ego is based on the lack of self worth“ 

In der Dokumentation sprachen sie darüber, dass Männer weniger Selbstwert besitzen, weil sie nicht gelernt haben diesen aus sich heraus zu generieren. Zurück zu dem Slogan und dem Moment als Barbie ihr eigenes Ding gemacht hat und Ken absolut nicht mehr wusste, was er mit seinem Leben anfangen soll.

Das würde auf jeden Fall erklären, weshalb Männer ihren Selbstwert manchmal aus ihren Freundinnen oder Frauen herausziehen, und auch das manche ständig verzweifelt auf der Suche nach Frauen, potenziellen Freundinnen sind.

Das würde die Unterdrückung der Frauen, die Kontrolle und die Aggression gegen Frauen erklären, denn klar möchte MANN etwas nicht verlieren, woraus MANN seine Kraft und seinen Selbstwert zieht.

Was passiert denn, wenn eine Frau sich einem Mann in ihrer vollen Größe/Stärke präsentiert, wenn er sich nur dadurch besser fühlt, dass er dem Hilflosen Ding weiterhelfen und die Welt erklären kann.

Wollt ihr wissen, was ich glaube, was passiert, wenn alle Frauen sich in ihrer vollen Größe präsentieren und damit aufhören sich für ihn oder irgendjemand anderen kleiner zu machen?

Ich glaube damit geben wir den Männern, oder Menschen keine andere Wahl als dass sie selbst den Weg in ihre eigene Größe/Stärke gehen. Denn keine Frau in ihrer Kraft lässt sich weiter unterdrücken, oder tut so als wüsste sie etwas nicht, damit er es ihr erklären kann.

Das heißt aber auch, dass wir die Hosen die wir tragen „ownen“ dürfen und dieses „hilflose Mädchen Programm“ ein für alle Mal ablegen dürfen. Doch dann dürfen wir uns auch darüber im Klaren sein, dass es ab diesem Zeitpunkt kein Zurück mehr gibt.

Weder für uns noch für das andere Geschlecht.

Das ist auch das was am Ende des Films im Raum stand, ein riesengroßer rosa Elefant, den wir alle gefühlt haben, aber irgendwie nicht so zuordnen konnten.

Der Anfang einer Revolution? Oder sind wir schon mitten drinnen?

Versteht mich nicht falsch, das muss ja nicht mal bewusst geschehen. Ich glaube nicht, dass jeder Mann mit der Intention „brauche Freundin, um mich Wert zu fühlen“ eine Frau oder Freundin sucht. Aber vielleicht ist das eine Art unterbewusstes Programm, das so mitschwingt, und so von Generation zu Generation von Vater zu Vater weitergegeben wurde.

„Wir haben die Tools, das heute in unserer Zeit anzugehen, wir haben die Tools das Problem zu lösen“, hat eine Psychologin aus der Dokumentation behauptet. Ich bin da bei ihr, wir haben die mentalen Tools und Techniken. Und wir sehen alle, dass es einen Wandel gibt in unserer Gesellschaft.

Eine Revolution der Geschlechter?

Eine Revolution der Herzen?

Wenn wir uns die Geschehnisse auf der Welt anschauen, dann wird ganz klar, dass es Menschen gibt, die an den alten Strukturen festhalten und diese um jeden Preis erhalten wollen, egal wie viele Leben es kostet. Im Gegenzug dazu spüren wir aber wie kraftvoll und energiegeladen das Momentum der Jugend ist und dass die jungen Generationen mehr als bereit sind für eine neue Zeit.

Wir befinden uns also gerade mitten im Wandel. Tumulte, Kriege.Separierungsprogramme in verschiedenen Bereichen. Menschen beziehen Stellung, schlagen sich auf Seiten. Gegebenheiten, die wir seit jeher in der Menschheit beobachten dürfen.

Vielleicht dürfen wir einfach der Zeit ihren Lauf lassen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass Momentum die Energie, dieser Revolution nicht mehr aufzuhalten ist. Die einen mögen glauben, dass es sich in eine „schlechte“ Richtung entwickelt, die anderen sind davon überzeugt, dass wir uns auf bessere Zeiten zubewegen. In ein paar hundert Jahren, wird die Menschheit sich dieser großen Veränderung bewusst sein, und ich bin gespannt, wie wir diese Zeiten in unserer Geschichte Revue passieren lassen und natürlich auch darauf, was für Auswirkungen sie auf unsere Zukunft hatten.

In großem Respekt vor Jenen, die im Kampf um ihre Freiheit ihr Leben lassen mussten. In Gedenken an all die unschuldigen, Kinder, Frauen und Männer, die in diese Tumulte geraten sind.

In tiefer Trauer um all die Leben, die nicht geschätzt, oder gesehen wurden und heute noch werden.

Wir haben noch einen langen Weg vor uns in unserer Entwicklung als menschliche Spezies. Doch tief in meinem Herzen glaube ich daran, dass wir es schaffen unsere Herzen füreinander und somit für uns selbst und für diese Welt zu öffnen.

Frieden kann nur in den Herzen eines jeden einzelnen auf dieser Welt entstehen, wenn wir die Freiheit und die Möglichkeit haben unsere Herzen zu heilen um so unsere wahre Größe als Individuen und als Kollektiv zu Leben und zu entfalten. 

Wenn unsere Herzen verschlossen sind, dann sind wir von unseren Gefühlen und somit von der Hingabe abgeschnitten, was zur Folge hat, das wir uns als separiert erfahren. Die Folge davon ist, dass wir Feindbilder im Außen suchen, denn wären unsere Herzen offenen könnten wir über unsere persönlichen Überzeugungen hinaus den wahren Ursprung des Menschen erkennen. 

Und oder denn nur dann erkennen wir, dass wir alle aus diesem einen Ursprung entstammen. 

Nur dann erkennen wir, dass der Schmerz eines anderen auch unser Schmerz ist. 

Es mag ein weiter Weg sein innerhalb der Raum Zeit, doch außerhalb davon meine lieben sind wir schon da.

In ewiger Liebe und Gedenken an all meine Brüder und Schwestern in dieser einen und der Anderswelt.

Ihr sollt niemals vergessen werden.

-jn

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